Erwin Angerer
Den Inhalt des neuen Buches will FPÖ-Kärnten-Chef Erwin Angerer vorerst geheim halten.
APA/GERD EGGENBERGER

Über den Inhalt des Buches will FPÖ-Kärnten-Chef Erwin Angerer noch nichts verraten. Das müsse erst mit der Witwe Jörg Haiders, Claudia Haider, abgestimmt werden. Der Erscheinungstermin des neuen Haider-Buchs steht im Groben und Ganzen hingegen schon fest: "Heuer im Herbst oder Anfang nächsten Jahres", sagt Angerer. Haider ist 2008 im Kärntner Lambichl alkoholisiert in den Tod gerast. Nun soll ein neues Buch über das politische Wirken des ehemaligen Kärntner Landeshauptmanns erscheinen. Und zwar im Stocker-Verlag.

Der Grazer Verlag ist wegen seiner Firmenverzweigung umstritten. Über dem Leopold-Stocker-Verlag thront als Eigentümerin die Barbarossa Vermögensverwaltungs- und Beteiligungs GmbH. Deren Herr ist Wolfgang Dvorak-Stocker. Unter der Barbarossa firmiert der Ares-Verlag quasi als publizistische Schwester des Stocker-Verlags. Barbarossa ist neben dem Namen eines römisch-deutschen Kaisers als Unternehmen Barbarossa auch der Deckname für den Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg.

"Rechtsextreme Teile ausgelagert"

In der griechischen Mythologie ist Ares der Gott des Krieges. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) klassifiziert den Verlag folgend: "Der Ares-Verlag ist die politische Schiene des Stocker-Verlags, der damit auch die rechtsextremen Teile seines Verlagsprogramms ausgelagert hat, um den ökonomischen Erfolg der Stocker-Marke nicht zu beeinträchtigen", erklärt Bernhard Weidinger, der beim DÖW für Rechtsextremismusforschung verantwortlich ist.

Der Verlag präsentiert Publikationen mit Titeln wie Nationalismus als Tugend, Wie das Projekt EU Europa zerstört oder die Zeitschrift Abendland. Das DÖW dazu: "Zahlreiche der bei Ares erschienenen Werke, wie auch die im Verlag erscheinende Zeitschrift 'Abendland', lassen sich der rechtsextremen Publizistik zuordnen und werden in Kreisen der extremen Rechten sowie in deren Medien entsprechend beworben."

Wandbild von Jörg Haider
Ein Wandbild von Jörg Haider hängt in der FPÖ-Parteizentrale in Klagenfurt.
Franz Miklautz

"2000 Bücher à zehn Euro"

Der Stocker-Verlag gibt auf schriftliche Anfrage kein Statement zu dem Buchdeal mit der Kärntner FPÖ ab. Freiheitlichen-Obmann Angerer hingegen schon. Der Plan sehe so aus, "dass wir dem Verlag 2000 Bücher à zehn Euro abnehmen", die Partei also "gut 20.000 Euro in die Bucherscheinung investiert". Berührungsängste mit dem Verlag hat Angerer nicht: "Die geben auch Publikationen im Agrarbereich heraus", sieht der Chef der Kärntner Blauen keine extreme Rechtslastigkeit beim Verlag.

Barbarossa, Mölzer und die Taliban

Finanzstarke Rennpferde dürften aber sowohl Stocker als auch Ares nicht sein: Die Jahresabschlüsse 2022 zeigen bei Stocker ein negatives Eigenkapital von 726.000 Euro, Ares ist mit fast 400.000 in den Miesen.

Die Barbarossa Vermögensverwaltung ist außerdem zu 4,6 Prozent an der Wiener W3 Verlagsgesellschaft beteiligt – aus deren Umfeld das rechte Wochenblatt Zur Zeit stammt, deren Herausgeber wiederum FPÖ-Stratege Andreas Mölzer ist. Mölzer war im Vorjahr auf einer umstrittenen Taliban-Stippvisite in Afghanistan. Mit dabei: der ehemalige Nationalrat Johannes Hübner. Auch er ist an der W3 Verlagsgesellschaft beteiligt und ist Co-Herausgeber von Zur Zeit. (Franz Miklautz, 2.5.2024)