Paris/Wien – Nach Bekanntwerden der Spionageaffäre um den ehemaligen Staatsschützer Egisto Ott will Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) die Geheimdienste mit mehr Befugnissen ausstatten. Eine von den Grünen geforderte Verschärfung des Spionageparagrafen mache nur Sinn, wenn auch die "Abwehr", also die Möglichkeiten der Nachrichtendienste, gestärkt werden, sagte Nehammer auf seiner Paris-Reise.

Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sowie militärische Nachrichtendienste müssten "mehr Instrumente" bekommen, um gegen feindliche Nachrichtendienste vorgehen zu können, denn "Spione enttarnen sich nicht von alleine", so der Kanzler.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) während eines Journalistendebriefings vor mehreren Mikrofonen.
Laut Nehammer müssen die DSN sowie militärische Nachrichtendienste "mehr Instrumente" bekommen, um gegen feindliche Nachrichtendienste vorgehen zu können.
APA/HELMUT FOHRINGER

Nehammer spricht von nationaler Sicherheit

Konkret geht es dabei um das Abhören von verschlüsselten Messengerdiensten oder leichtere Beschlagnahme von verdächtiger technischer Ausstattung. Derzeit seien die Behörden nicht in der Lage, "Tarnidentitäten auffliegen zu lassen".

Aktuell heißt es in Paragraf 256 des Strafgesetzbuchs: "Wer zum Nachteil der Republik Österreich einen geheimen Nachrichtendienst einrichtet oder betreibt oder einen solchen Nachrichtendienst wie auch immer unterstützt, mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen ist." Eine reine Gesetzesverschärfung sei "falsch", ohne die zusätzlichen Befugnisse für Geheimdienste würde sich in der Praxis nichts ändern, erklärte Nehammer.

Die Ermittlungsergebnisse nehme er jedenfalls "sehr ernst", der Fall sei eine "Frage der nationalen Sicherheit" und "große Mahnung an uns", betonte Nehammer. Es brauche "Klarheit und "dringende Aufklärung", um zu sehen, "was da noch alles ans Licht kommt". (APA, red, 5.4.2024)

Video: Nehammer will mehr Befugnisse für Geheimdienste
APA