Ein Schild zeigt, dass in 500 Metern der Grenzübergang zu Österreich kommt.
Die EU wird für ausländische Investoren uninteressanter. Das bekommt auch Österreich zu spüren. Die Direktinvestitionen ausländischer Investoren gehen weiter zurück.
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Wien – Schlechte Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Österreich: Die ausländischen Investitionen gingen im Vorjahr um mehr als 20 Prozent zurück und pendelten sich bei nur mehr 80 Projekten ein. Einen Investitionszuwachs gab es zuletzt im Jahr 2021, bereits 2022 kam es zu einem Rückgang auf 101 Projekte, rechnet das US-Beratungsunternehmen EY vor. In Europa liegt Österreich beim Investitionsranking damit auf Platz 13.

Führend im Ranking sind Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Doch auch die Top-Platzierten mussten Rückgänge hinnehmen. So haben ausländische Investoren ihr Engagement in Deutschland bereits das sechste Jahr in Folge reduziert. Die Zahl der angekündigten Investitionsprojekte brach auch in Deutschland ein – und zwar um zwölf Prozent zum Vorjahr auf 733 Projekte. Das sei der niedrigste Stand seit 2013. "Das ist ein Alarmsignal", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung bei EY, Henrik Ahlers. "Deutschland wird abgehängt, andere europäische Standorte entwickeln sich viel dynamischer."

Zurück nach Österreich: Wichtigste Herkunftsländer für Österreich-Investitionen sind Deutschland, die Schweiz und die USA. Österreichische Unternehmen investierten vorrangig in Frankreich, Deutschland und der Türkei. Für österreichische Investments war 2023 erstmals nicht Deutschland, sondern Frankreich die attraktivste Destination.

Standort attraktivieren

"Österreich sollte dringend an einigen Stellschrauben drehen, um ein starker und wettbewerbsfähiger Standort zu bleiben und Auslandsinvestoren nicht nachhaltig an andere Investment-Destinationen zu verlieren", warnt Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich. Das Land habe auf der Kostenseite deutlich an Attraktivität eingebüßt – gerade für Industrieunternehmen. Und bei Forschung, Entwicklung und digitalen Innovationen seien andere Standorte besser aufgestellt.

In Österreich wurden durch ausländische Investitionsprojekte im Vorjahr 2345 Arbeitsplätze geschaffen – 2022 waren es noch 2913, 2021 sogar 3692 Jobs. Umgekehrt haben österreichische Unternehmen durch Investitionsprojekte im europäischen Ausland im Vorjahr 3704 neue Arbeitsplätze geschaffen (im Vergleich: 2022 5184, 2021 5424).

Europa verliert an Attraktivität

Österreich steht mit einem Rückgang bei den Investitionen aber nicht allein da. Das ist ein Thema, das ganz Europa trifft, insgesamt ist die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte in Europa nämlich um knapp fünf Prozent gesunken. Europaweit wurden im vergangenen Jahr 5694 Investitionsprojekte ausländischer Investoren angekündigt. Das Vor-Pandemie-Niveau wurde damit weiterhin deutlich verfehlt: So lag die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte um mehr als elf Prozent unter dem Wert von 6412 Projekten im Jahr 2019, teilte EY in einer Aussendung mit.

Unter den größeren europäischen Standorten entwickelten sich im vergangenen Jahr nur die drei erstgereihten Länder, Frankreich, Großbritannien und Deutschland, dynamisch mit Zuwachsraten von mehr als zehn Prozent: Frankreich konnte 21 Prozent zulegen, Großbritannien 17 Prozent und Deutschland immerhin noch 13 Prozent. Alle anderen europäischen Standorte konnten 2023 nur mehr Wachstumsraten im einstelligen Bereich einfahren. Die größten Investoren in Osteuropa sind nach wie vor deutsche Unternehmen, dahinter folgen US-Unternehmen. (APA, Reuters, bpf, 2.5.2024)