Am Wohnimmobilienmarkt ist zuletzt kein Stein auf dem anderen geblieben. Gestiegene Zinsen, strengere Kreditvergaberegeln und die in Ballungsräumen sehr hohen Preise haben vielen Menschen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Der Traum vom Eigenheim blieb in den letzten Jahren für viele ein Traum.

Die meisten Menschen kaufen maximal einmal im Leben eine Immobilie. Die Entscheidung will also wohlüberlegt sein.
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Doch jetzt könnte sich der Wind drehen, denn die Zinsen dürften mittelfristig wieder sinken – und die Regierung hat ein Wohnbaupaket verabschiedet, durch das sich Immobilienkäuferinnen und Immobilienkäufer die Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühren und damit bis zu 11.500 Euro sparen. Was dafür spricht, nun Haus oder Wohnung zu kaufen – und was dagegen.

Für

Der große Run auf Immobilien ist vorerst vorbei, daher ist endlich wieder Zeit, Wohnungen und Häuser vor einem Kauf wirklich auf ihre Stärken und Schwächen abzuklopfen und eine fundierte Entscheidung ohne Zeitdruck zu treffen.

Und nicht nur das: Weil die Nachfrage, wie Maklerinnen und Makler berichten, stark eingebrochen ist, befindet man sich als Käuferin oder Käufer häufig auch in einer sehr guten Verhandlungsposition, speziell was Bestandswohnungen angeht.

Eine gewisse Frechheit beim Kaufanbot könnte sich derzeit also durchaus auszahlen, berichten Maklerinnen und Makler. Auch deshalb, weil eben auch Letztere sehr daran interessiert sind, in dem flauen Markt zu Abschlüssen zu kommen.

Und auch die Vorzeichen ändern sich nun Schritt für Schritt wieder: In den kommenden Monaten dürften die Zinsen langsam wieder sinken, das ist in Fixzinskrediten auch bereits eingepreist, und auch die strengen Kreditvergaberichtlinien werden früher oder später gelockert. Dann wird die Nachfrage wieder anspringen.

Auch weil derzeit deutlich weniger gebaut wird, befürchten Immo-Profis in den kommenden Jahren bereits eine Angebotslücke – und erneut steigende Preise. Übrigens nicht nur beim Kauf, sondern auch bei den Mieten. Diese dürften in der nächsten Zeit stärker anziehen als die Kaufpreise.

Diese Verschnaufpause, in der sich der Markt aktuell befindet, könnte also genau der richtige Moment sein, sich den Wohntraum zu erfüllen und einen fairen Preis dafür zu bezahlen.

Wider

Ja, die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist eingebrochen. Aber die Preise sind, wenn überhaupt, bisher nur minimal gesunken – und oft auch nur dann, wenn man die starke Inflation des vergangenen Jahres berücksichtigt. Und preislich betrachtet dürfte der Markt die größte Bewegung nach unten jetzt auch bereits hinter sich haben. Da zahlt es sich eventuell aus, gleich noch ein wenig länger mit dem Kauf zu warten.

Aus folgenden Gründen: Die gesetzliche Gebührenbefreiung beim Kauf (Grundbuch- und Pfandrechtseintragung) ist zwar schon seit 1. April in Kraft, was das Datum des Kaufvertrages betrifft. Allerdings können die Anträge erst ab 1. Juli gestellt werden. Wer jetzt schon kauft, reiht sich also ein in den Stau an Anträgen, die dann ohnehin erst ab Juli an den Grundbuchgerichten abgearbeitet werden können. Zudem gibt es im Detail noch viele offene Fragen dazu. Eine Richtlinie des Justizministeriums soll als Erlass veröffentlicht werden, befindet sich aber gerade noch in Fachkreisen zur Begutachtung.

Unterdessen verbessert sich die Zinslandschaft gerade wieder massiv, die Zinswende dürfte unmittelbar bevorstehen und im Juni losgehen. Wie viele Schritte es beim Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) geben wird, wie weit es mit den Kreditzinsen also wieder nach unten gehen wird, ist noch nicht absehbar.

Und was auch für längeres Zuwarten spricht, ist die Angebotssituation. Bei vielen spannenden Projekten wurden in den letzten eineinhalb Jahren die Baustarts verschoben – die Projekte gehen also entsprechend später in den Vertrieb. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 2.5.2024)