Ein weißer Bauarbeiterhelm liegt auf einer Schaufel, die in der Erde steckt.
Der Immobiliensektor steckt in einer Krise. Vor allem die rasch gestiegenen Zinsen sorgen in der Branche für Turbulenzen. Ausfälle bedrohen auch hunderte von Anlegern, die über Crowdplattformen in die Entwicklung von Immobilien investiert haben.
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Die Krise im Immobiliensektor und die hohen Baukosten sind auch bei Anlegern angekommen. Vor allem bei jenen, die via Crowdfunding auf Immobilienprojekte gesetzt haben. Hier kommt es zu ersten Ausfällen. So ist etwa die Homepage vom "Zinsquartier" verschwunden, die Domain mittlerweile gesperrt. Ein betroffener Anleger teilte dem STANDARD mit, dass diese Crowdplattform ohne jede Nachricht an die Anleger geschlossen wurde. Auch bisherige Geschäftsführer des Zinsquartiers scheinen nicht mehr an Bord.

Ein Blick in das Firmenbuch zeigt, dass das Zinsquartier, das einst als White Label der Crowdfundingplattform Conda aufgetreten ist, nun unter "Stern Company for Investment GmbH" firmiert. Die eingetragene Gesellschafterin, Frau Z., war im Zinsquartier nicht aktiv. Bevor Frau Z. per 1. März 2024 zur Stern-Geschäftsführerin ernannt wurde, gab es bereits zwei andere, die diesen Posten innehatten. Das noch junge Unternehmen ist auch bereits mehrmals umgezogen. Vier historische Adressen scheinen im Firmenbuch auf.

Doch was macht die Stern Company? Das herauszufinden ist mangels Homepage oder Kontaktdaten nicht einfach. Im FirmenABC scheinen jedoch zwei Bewertungen zu Stern auf. Darin machen Anleger ihrem Unmut darüber Luft, dass die Rückzahlungen für das Projekt AS22, das noch über das Zinsquartier lanciert und für das Geld eingesammelt wurde, nicht wie vereinbart geleistet werden. Von rechtlichen Schritten gegen Stern ist dort die Rede, ebenso von der erfolglos versuchten Kontaktaufnahme beim Finanzdienstleister. In den Gelben Seiten (Herold) notiert die Stern Company unter "Vermögens- und Anlageberatung". Öffnungszeiten, Homepage, Telefonnummer, Kontaktmöglichkeiten – Fehlanzeige.

Rechtliche Schritte

Conda war für Zinsquartier als Technologieanbieter tätig. Die Zusammenarbeit hatte vor rund vier Jahren begonnen. Die Vita der damaligen Zinsquartier-Geschäftsführer habe überzeugt, erste Projekte seien sauber abgewickelt worden. Doch in den vergangenen Monaten sei es beim Zinsquartier zu laufenden Wechseln in der Geschäftsführung gekommen, auch Verzögerungen bei Zinszahlungen hat es laut Conda-Chef Daniel Horak gegeben. Daher habe Conda auf eine Qualitätsverbesserung beim Zinsquartier gedrängt. Reagiert worden sei jedoch nicht, Anfragen von Conda seien nicht mehr beantwortet worden. "Daraufhin haben wir die Zusammenarbeit mit Zinsquartier beendet und darüber auch die Anleger informiert", sagt Horak zum STANDARD. Offen sind nicht nur Zinszahlungen an die Anleger, auch Conda hat für die Bereitstellung seiner Technologie offene Rechnungen, die mittlerweile eingeklagt worden sind. Weitere rechtliche Schritte werden derzeit geprüft.

Betroffenen Zinsquartier-Anlegern will Conda bei der Umsetzung rechtlicher Schritte helfen. Ein Update über die derzeitige Lage soll im Mai erfolgen. Doch Conda fehlen auch viele Kontakte, weil die Zinsquartier-Anleger ja nur mit Zinsquartier in Verbindung standen. Jene Kunden, die neben Investments von Zinsquartier auch bei Conda veranlagt hatten, und jene, die sich bisher bei Conda gemeldet haben, wurden bisher auch upgedatet. Conda hat daher eine E-Mail-Adresse eingereicht. Betroffene Anleger können sich unter hilfe-zinsquartier@conda.at melden. "Schwarze Schafe dürfen am Markt keine Chance haben", sagt Horak.

Anonyme Nachricht

Anfang April hat eingangs erwähnter Investor eine E-Mail erhalten. Es meldete sich das Zinsquartier. Die Info: "Ich wurde gebeten bei ZQ die Investorenbetreuung zu übernehmen. Meine aktuelle Aufgabe besteht darin, die Plattform wieder online zu bringen, wir schätzen es dauert bis nächste Woche. Danach versorgen wir die Investoren mit Information und Updates. Ich werde mein Bestes geben, damit die Plattform wieder läuft." Gezeichnet: "Mit freundlichen Grüßen, Investor Relations / Kundenbetreuer". Wer "ich" ist, erschließt sich mangels Absendernamen leider nicht. Weder ist die Homepage online, noch gab es weitere Updates oder Zinszahlungen. (Bettina Pfluger, 24.4.2024)