Grindr Screenshot
Grindr wird jeden Monat weltweit von 13 Millionen Menschen verwendet.
Aly Song

Grindr, die weltweit beliebteste Dating-App für die LGBTQ-Community, ist laut einem Bericht der BBC einer Sammelklage in Großbritannien ausgesetzt. Der Vorwurf: Die Betreiber sollen persönliche Daten, darunter auch den HIV-Status und die sexuelle Orientierung, mit Werbetreibenden geteilt haben. Das würde britischem Datenschutzrecht widersprechen.

Rund 650 Personen beteiligen sich an der Klage, "tausende" Menschen im Vereinigten Königreich sollen von dem Datenschutzvergehen betroffen sein. Grindr wird jeden Monat weltweit von 13 Millionen Menschen verwendet, im Vereinigten Königreich sollen es rund 924.000 monatliche User sein. Mit durchschnittlich sechs Stunden und 49 Minuten pro Monat soll die Nutzungszeit deutlich höher sein als bei anderen Dating-Apps.

Neue Anschuldigungen?

Ein Sprecher von Grindr sagt gegenüber dem Medium, dass man Datenschutz ernst nehme, und fügt hinzu, dass die Klage auf einer vier Jahre alten Fehlinterpretation beruhe. Damals betonte man bei Grindr, dass das Teilen der Daten mit Datenanalysefirmen wie Apptimize und Localytics der Optimierung der App gedient habe, man aber das Teilen später unterlassen und niemals Daten an Werbetreibende verkauft habe.

Der Klagsschrift zufolge sollen die Daten hingegen auch zwischen 2018 und 2020 geteilt worden sein. Zusätzlich zu Apptimize und Localytics soll eine "potenziell unlimitierte Anzahl" an Dritten die Daten genutzt haben, um zielgerichtete Werbung zu schalten. Zudem sollen manche der Unternehmen die Daten erworben und für andere Zwecke verwendet haben.

Strafe wegen DSGVO

Die koordinierende Anwaltskanzlei hinter der Klage, Austen Hays, erwartet Schadenersatzzahlungen von insgesamt bis zu 100.000 britischen Pfund (rund 116.000 Euro). Die für die Klage verantwortliche Anwältin Chaya Hanoomanjee betont, dass die Kläger extremem Stress ausgesetzt waren, weil ihre hochsensiblen persönlichen Daten ohne ihre Zustimmung mit Dritten geteilt wurden. Im Jahr 2021 war Grindr in Norwegen wegen Verstößen gegen die DSGVO zu einer Strafe in Höhe von sechs Millionen Euro verurteilt worden. (stm, 23.4.2024)