"Es reicht! Es reicht, weil die Summe der politischen Wahnsinnigkeiten ein Ausmaß erreicht hat, bei dem man nur noch auf die Stopptaste drücken kann." Das sind die Worte des Spitzenkandidaten der FPÖ. Harald Vilimsky steht vor seinem gerade enthüllten Plakat für den EU-Wahlkampf, mitten im Burgenland. Vilimsky meint mit seinem 2024er-Aufwasch des "Es reicht" von Alt-ÖVP-Chef Willi Molterer die EU und sowieso alles. Man muss seine Worte aber vor allem auf die FPÖ beziehen: Es reicht, FPÖ!

Harald Vilimsky, EU-Spitzenkandidat der FPÖ, bei der Plakatpräsentation zur EU-Wahl.
Harald Vilimsky,EU-Spitzenkandidatder FPÖ, bei der Plakatpräsentation zur EU-Wahl.
Foto: APA / Robert Jäger

Auf dem FPÖ-Plakat küsst der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor einem schwarz-düster-dystopischen Gemenge aus Panzern, Trümmern, Impfspritzen, dem Coronavirus, Windrädern und einem Flüchtlingsboot. Die EU betreibe Kriegstreiberei, Öko-Kommunismus, dazu Asylkrise und Corona-Chaos. Stoppt den EU-Wahnsinn. Die FPÖ, abgetaucht in eine Weltverschwörung, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat.

Die Anti-Gemeinschafts-Partei

Die Europafeindlichkeit trieft aus jeder Aussage. Die FPÖ als Anti-Gemeinschafts-Partei. Wer als Feindbild Selenskyj und von der Leyen küssend zeigt, könnte genauso Herbert Kickl und Wladimir Putin beim Bruderkuss abbilden. Beides signalisiert dasselbe.

Es müssen ja mehrere Menschen in einem Raum zusammengesessen und zum Schluss gekommen sein: Hey, das ist eine gute Idee!

Gewiss gibt es tausend gute Gründe, auf die politischen Akteure in diesem Land nicht immer stolz zu sein. Nicht wenige wundern sich, wo die SPÖ abgeblieben ist, ob sich mit den programmatischen Reden der kommenden Wochen doch noch Drive einstellt. Oder kann die ÖVP nicht doch zum Befreiungsschlag ausholen und sich von der türkisen Skandalvergangenheit lossagen? Auch Pink hat es noch nicht geschafft, weiter zu erblühen.

Wildernde FPÖ

In diesem Vakuum der Politikverdrossenheit wildert die FPÖ. Doch Kickl unterschätzt die Wählerinnen und Wähler. Sie sind zu klug, um die Niedertracht nicht zu durchschauen.

Die Erzählung der ÖVP, nur Herbert Kickl sei der Gefährder in der FPÖ, ist grundfalsch. Wäre die FPÖ nicht als politische Partei ausgeschildert, es hätte sich längst die Bundesstelle für Sektenfragen eingeschaltet. Die kümmert sich laut Eigenbeschreibung üblicherweise um radikale und extremistische Ideologien, Verschwörungstheorien, Apokalypse und Weltuntergang.

Alles, was die FPÖ ausmacht, auf ein Plakat gepackt.

Wladimir Putin gefällt das. (Gerold Riedmann, 19.4.2024)