Wien – Der Presserat hat das Verfahren wegen des Artikels "Mutter überreicht Lehrerin Burka", erschienen im Jänner in der "Kronen Zeitung", eingestellt. Es gebe "keine Anhaltspunkte dafür, dass die im Artikel beschriebenen Vorfälle erfunden worden seien", so der Presserat. Im Artikel wurde unter anderem berichtet, dass die Mutter eines Schülers einer im Artikel nicht namentlich genannten Lehrerin an der Volksschule Felbigergasse eine Burka überreicht habe, die Lehrerin habe dies widerwillig angenommen, da sie keine Diskussion beginnen wollte, werde sie aber sicher nicht anziehen. Ein Bub habe außerdem in einer Pause seinen Mitschülern aus dem Koran vorgelesen. Auch DER STANDARD berichtete darüber.

Der Presserat sieht im
Der Presserat sieht im "Krone"-Bericht "Mutter überreicht Lehrerin Burka" keinen Ethikverstoß.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Ein Leser habe den Presserat darauf hingewiesen, dass nach Rücksprache mit der Schule keines der berichteten Vorkommnisse so stattgefunden habe. Auch eine Vertreterin der Bildungsdirektion schilderte gegenüber dem Presserat, dass laut Schulleitung niemand die im Artikel erwähnte Burka-Übergabe bestätigen könne. Weder die Bildungsdirektion für Wien noch die Schulleitung hätten die Möglichkeit einer Stellungnahme bekommen.

Gegenüber dem Presserat habe die "Krone" in einer Stellungnahme festgehalten, dass die anonym zitierte Lehrerin "als verlässliche Informantin der 'Krone' bereits über viele Jahre persönlich bekannt" sei, viele Lehrer würden sich nicht trauen, öffentlich zu kommunizieren. "Aus demokratiepolitischer Sicht ist es relevant, ob an öffentlichen (Volks-)Schulen religiös-fundamentalistische Tendenzen auftreten. Im Übrigen zählt es zu den Aufgaben von Journalistinnen und Journalisten, über Probleme im Schulwesen zu berichten, die Presse- und Meinungsfreiheit reicht hier besonders weit", schreibt der Presserat über die Einstellung des Verfahrens.

"Schilderungen verlässlich"

Die "Krone" habe glaubhaft darlegen können, dass es sich bei der anonym zitierten Lehrerin um eine langjährige Informantin des Mediums handelt, deren Schilderungen als verlässlich einzustufen seien. "Dafür, dass es die Vorfälle tatsächlich gegeben hat, spricht auch noch ein weiterer Umstand: Am Tag nach dem Erscheinen des Artikels wurde ein weiterer Artikel veröffentlicht, in dem die anonyme Lehrerin erneut zu Wort kam und auch ein privates Foto der 'Burka' abgebildet war", agumentiert der Presserat.

Den Senat überzeugten die Ausführungen der "Krone", dass Lehrerinnen und Lehrer in einigen Belangen Druck wahrnehmen und sich aus Angst vor Repressalien nicht trauen würden, Probleme in der Öffentlichkeit anzuprangern. "Vor dem Hintergrund kann es der Senat nachvollziehen, dass die Vorfälle im Nachhinein nicht bestätigt wurden bzw. sich die betroffene Lehrerin auch gegenüber der Schulleitung nicht zu erkennen gab", so der Presserat, diese Frage habe aber nicht restlos geklärt werden können. "Im Ergebnis liegen keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür vor, dass die anonymen Zitate der Lehrerin falsch beziehungsweise vom Medium erfunden worden seien", so das Fazit.

Aus medienethischer Sicht wäre es jedoch wünschenswert gewesen, "im Artikel auch die Bildungsdirektion oder zumindest die verantwortliche Schulleiterin zu Wort kommen zu lassen", so der Presserat. (red, 12.4.2024)