Eine Hornisse sitzt auf einer Pflanze
Die Asiatische Hornisse lässt sich gut am dunkleren Hinterleib von ihrer heimischen Verwandten unterscheiden.
IMAGO/Wirestock

Eine Asiatische Hornisse, die diese Woche in der Stadt Salzburg gesichtet wurde, sorgt aktuell für Aufregung. Nachdem es im Vorjahr mehrere Sichtungen des invasiven Insekts in Ungarn nahe der österreichischen Grenze gegeben hatte, ist dies nun die erste Beobachtung der Asiatischen Hornisse in Österreich. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Vespa velutina:

Frage: Wie erkennt man die Asiatische Hornisse?

Antwort: Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist in etwa gleich groß wie oder geringfügig kleiner als die Europäische Hornisse (Vespa crabro) und unterscheidet sich von ihr vor allem durch die fast vollständig schwarze Färbung. Nur am Hinterleib hat sie einen ausgeprägten gelben Streifen. Erste Sichtungen gehen auf das Jahr 2004 zurück, als sie vermutlich durch Schiffsverkehr nach Frankreich eingeschleppt wurde. Sie nistet in Baumkronen. Als invasive Art ist sie meldepflichtig.

Asiatische vs Europäische Hornisse
So unterscheidet sich die Asiatische Hornisse (links) von der Europäischen.
Ages

Frage: Wie gefährlich ist sie für den Menschen?

Antwort: Wie bei der Europäischen Hornisse geht von ihr für den Menschen keine Gefahr aus, es sei denn, man reagiert allergisch, wie es auch bei anderen Wespenarten oder bei Bienen der Fall sein kann. Die eingeschleppte Art gilt zudem als wenig aggressiv oder angriffslustig. Wenn man die Tiere also nicht in Nestnähe stört, sollte von ihnen keine besondere Gefahr ausgehen.

Frage: Was hat es dann mit den Horrormeldungen über asiatische "Killerhornissen" auf sich, die seit Jahren durch die Medien geistern?

Antwort: Dabei handelt es sich nicht um die nun in Europa gesichtete Vespa velutina, sondern die viel größere sogenannte Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die in Europa noch nicht sicher nachgewiesen werden konnte. In Japan, wo die Asiatische Riesenhornisse heimisch ist, sterben jährlich 30 bis 50 Menschen an den Stichen. Die meisten der Todesfälle hängen allerdings auch bei dieser Art mit allergischen Reaktionen zusammen. Für die anderen ist ein Stich zwar schmerzhaft, aber im Normalfall ungefährlich. In äußerst selten Fällen kann der Abbau des Giftcocktails zu einem Nierenversagen führen. Generell sind auch Riesenhornissen gegenüber Menschen nicht besonders angriffslustig und stechen nicht sofort zu. Vielmehr zwicken die Tiere ihre Kauwerkzeuge als Warnung mehrfach zusammen, bevor sie ihren Stachel ausfahren.

Eine Hornisse blickt in die Kamera.
Auch die am Ansatz schwarzen Beine sind typisch für die Asiatische Hornisse.
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Frage: Warum können Asiatische Hornissen für Bienenstöcke gefährlich werden?

Antwort: Die Asiatische Hornisse lauert den Honigbienen an ihren Fluglöchern auf. Die Bienen stellen dann ihre Arbeit ein. Dies führt dazu, dass die Bienen keinen Pollen mehr sammeln, aber dennoch Nektar verbrauchen. Die vor allem im Spätsommer und Herbst auftretenden Angriffe führen zu einem Verlust an fliegenden Bienen und einer bedrohlichen Verminderung des Nahrungseintrags. Wie schädlich die kleinere Asiatische Hornisse für Bienenvölker tatsächlich ist, bleibt – im Gegensatz zur Riesenhornisse – umstritten. Letztere massakriert nämlich tatsächlich ganze Honigbienenvölker in wenigen Stunden, weshalb ihr Auftreten in Europa im Gegensatz zur jetzt gesichteten kleineren Art noch viel problematischer wäre, wie das folgende Video zeigt.

Riesenhornissen löschen Bienenvolk aus
BBC Earth

Frage: Warum ist der Stich so schmerzhaft?

Antwort: Dass Hornissenstiche in der Regel schmerzhafter als Bienenstiche sind, hat weniger mit der Größe ihres Stachels oder der Dosierung des Gifts zu tun, das etwa auch bei der Europäischen Hornisse geringer pro Stich ausfällt als bei der Honigbiene. Vielmehr geht es um die besondere Zusammensetzung des Gifts. Denn es enthält neben Histaminen einen hohen Anteil am Botenstoff Acetylcholin, der im Bienengift nicht vorkommt. In Kombination mit anderen Substanzen wie Mastoparan, einem weiteren Stoff im Hornissengift, kann dies für Entzündungen sorgen.

Frage: Was kann schlimmstenfalls passieren?

Antwort: "Eine Verbreitung wird für ganz Europa bis Südskandinavien möglich gehalten", heißt es dazu von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Ages. Invasive gebietsfremde Arten seien eine der größten Bedrohungen für die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen, sagt der Dachverband der österreichischen Bienenzuchtverbände "Biene Österreich". Das heißt auch, dass sie etwa für die Lebensmittelproduktion problematisch sein können. Die von solchen Arten ausgehenden Risiken könnten sich durch den zunehmenden weltweiten Handel, Verkehr, Tourismus und Klimawandel noch erhöhen. "Die Bekämpfung der Velutina ist daher von großer Bedeutung, um den Schaden für Umwelt, Imkereibranche und andere landwirtschaftliche Produktionszweige wie Gemüse- und Obstbau zu minimieren", betonte auch Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich.

Hornisse
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die Europäische Hornisse.
IMAGO/Pond5 Images

Frage: Was wird jetzt getan?

Antwort: Schon im vergangenen Jahr rief die Ages zur Wachsamkeit auf und bat, Sichtungen zu melden und Fotos zu machen (siehe unten). Aktuell bieten "Biene Österreich" und die Landwirtschaftskammern im Rahmen des Warndienstes ein neues Monitoring speziell für dieses bienenschädliche Raubinsekt an. Laut EU-Verordnung 1143/2014 ist eine Bekämpfung der Asiatischen Hornisse vorgeschrieben. Zuständig ist dafür auf Bundesebene das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Auf Länderebene sind das die zuständigen Abteilungen der Ämter der Landesregierungen. Die Aufgabe der Meldungen kommt vor allem Imkerinnen und Imkern zu.

Frage: Wo können Sichtungen gemeldet werden?

Antwort: Von "Biene Österreich" und den Landwirtschaftskammern gibt es ein Meldeformular. Funde von Einzeltieren oder Velutina-Nestern können dort gemeldet werden. Man kann auch Bilder hochladen. Zum Vergleich gibt es dort auch Referenzbilder von Asiatischen Hornissen, um zu kontrollieren, ob man die eigene Sichtung tatsächlich melden muss.

Frage: Was können Bienenzüchter und Bienenzüchterinnen tun?

Antwort: Auf einer Webseite des Ländlichen Fortbildungsinstituts können die Sichtungen außerdem verfolgt werden. Dort ist es auch möglich, sich für Warnmeldungen per Mail anzumelden. Die Ages empfiehlt regelmäßige, zwanzigminütige Beobachtungen des Bienenfluges. Charakteristisch für die tagaktive Art sind Nester mit einem Durchmesser von 40 bis 60 Zentimetern mit seitlichem Ausgang in hohen Bäumen. Das Hornissenvolk besteht aus durchschnittlich 6.000 Individuen, wobei nur die Königinnen überwintern.

Frage: Wie kann die heimische Honigbiene sich gegen fremde Hornissenarten wehren?

Antwort: Eingeschleppte Arten sind ein Problem, da heimische Arten wie die Europäische Honigbiene keine Verteidigungsstrategie dagegen besitzen. Ein gutes Beispiel für so eine Verteidigungstechnik zeigt die Japanische Honigbiene. Will eine Hornisse in den Stock eindringen, formieren sich Bienen um sie herum zu einem "Ball", in dessen Innern sie die Temperatur mithilfe ihrer Flugmuskulatur auf 47 Grad erhöhen. Da die Bienen für kurze Zeit mit bis zu 50 Grad Hitze umgehen können, die Hornisse aber nicht, stirbt sie nach wenigen Minuten, wie das folgende Video zeigt:

Die faszinierende Verteidigungstechnik wurde schon 2012 von Forschenden beschrieben. Ob solche Strategien auch von der heimischen Honigbiene schnell erlernt werden können, ist allerdings fraglich. (step, red, APA, 13.4.2024)