Die Bilanz des vergangenen Februar reihte sich nahtlos in die Parade der jüngsten Temperaturrekorde ein. Insgesamt liegen bereits neun Monate in Folge hinter uns, die weltweit gesehen jeweils die wärmsten waren, seit es verlässliche Aufzeichnungen gibt. Auch in Österreich fiel der Februar entsprechend auf: Noch kein Monat hatte einen so großen Abstand zum vieljährigen Mittel. Beim März, für den die Geosphere Austria nun Zahlen vorgelegt hat, verhält es sich ebenso: Zumindest im heimischen Tiefland ist bisher nie ein wärmerer März beobachtet worden.

Blühende Marillenbäume im burgenländischen Kittsee. Der Februar hat mit seinen hohen Temperaturen sichtbar für frühe Blühzeiten gesorgt.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Frühe Blüte

Die warme Witterung der letzten Wochen manifestierte sich in der Natur in einem rasanten und vor allem ungewöhnlich frühen Entwicklungsschub: Vier Wochen früher als in der Klimaperiode 1961–1990 blühten die Marillenbäume in der Wachau. Nimmt man die Periode 1991–2020 als Vergleichszeitraum her, waren die Marillenbäume immer noch drei Wochen zu früh dran. Laut Geosphere Austria ist auch das ein Rekord.

Das hätte freilich auch schlimm ausgehen können, denn gegenüber allfälligen Frostnächten reagieren die Blüten vor allem anfangs besonders empfindlich. Mittlerweile ist die Marillenblüte weitgehend vorüber und es scheint, als hätten die Bäume die Vorverlegung gut überstanden: In der Wachau freut man sich über sehr guten Fruchtansatz. Wer sich selbst davon überzeugen will: Der Verein Wachauer Marille lässt mit einer Webcam an den Entwicklungen teilhaben.

März, Grafik
Die März-Monate zwischen 1767 und 2024. Überdurchschnittlich warme Monate sind rot, kalte in blau dargestellt. Als Referenz dient die Klimarperiode 1961-1990.
Grafik: GeoSphere Austria

Doppelschlag

Auch in Kombination tanzen Februar und März in Österreich aus der Reihe: "Nach September und Oktober 2023 erreichten somit schon wieder zwei Monate in Folge neue Rekordwerte", sagte Klimatologe Alexander Orlik von der Geosphere Austria. Das ist deshalb bedeutsam, weil es seit Beginn der Messreihe im Jahr 1767 bisher noch nie zwei wärmste Monate in Folge gab. "Jetzt kam das mit September/Oktober und Februar/März gleich zweimal innerhalb kurzer Zeit vor", so Orlik.

Konkret verzeichneten die Forschenden im März 2024 im österreichischen Tiefland 3,4 Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020. Auf den Bergen lagen die Werte um 2,4 Grad höher; dort war es der neuntwärmste März seit Messbeginn. Die höchsten Abweichungen zum Klimamittel wurden vom Flachgau über Oberösterreich und Niederösterreich bis ins Nordburgenland sowie in Teilen des Tiroler Unterlands nachgewiesen, die Abweichung lag dort zwischen 3,5 und 4,9 Grad.

Die ersten Sommertage

In den letzten Tagen wurde in Oberndorf an der Melk (Niederösterreich) und Schärding (Oberösterreich) sogar die 25-Grad-Marke geknackt – eine ziemliche Rarität, denn derartige Sommertage erlebt man im März in Österreich statistisch gesehen nur etwa alle fünf Jahre. Im klimatologischen Mittel tritt der erste Sommertag in Österreich erst am 18. April auf.

März, Temperatur, Karte
Die Karte zeigt die Temperaturabweichung vom Mittel im Vergleich zum Durchschnitt von 1961-1990 (oben) und 1991-2020 (unten).
Grafik: GeoSphere Austria

Die Schneeverhältnisse dagegen zeigten sich im Hochgebirge oberhalb von 1.500 Meter Seehöhe weitgehend durchschnittlich. Vor allem in Vorarlberg und Tirol lagen die maximalen Schneehöhen um zehn bis 20 Prozent über dem Klimamittel. In Salzburg, Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark entsprachen die Schneehöhen in diesen Höhenregionen einem durchschnittlichen März. In tiefen inneralpinen Lagen unterhalb von 1.000 Meter Seehöhe und außeralpin gab es, verglichen mit dem Klimamittel, wenig Schnee, doch auch das ist mittlerweile nicht ungewöhnlich: Schneearme Märzmonate haben in den Niederungen in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen.

Dennoch mag einem der März so sonnig gar nicht in Erinnerung sein, tatsächlich zeigte sich der Monat insgesamt eher von seiner trüben Seite: Er brachte österreichweit um 14 Prozent weniger Sonnenschein. Die Niederschläge lagen zwar im langjährigen Schnitt, aber weil der März der letzten Jahre stets zu trocken war, reichte das für den niederschlagsreichsten März seit 2009.

30 Grad am Wochenende?

Trocken und vor allem viel zu warm dürfte es auch in den nächsten Tagen weitergehen. Ein kraftvolles Hoch mit Warmluft aus Südwesteuropa könnte nach der aktuellen kurzen Abkühlungsphase ab Samstag punktuell vielleicht schon annähernd 30 Grad Celsius bringen. Kommt es tatsächlich so weit, wäre das ein weiterer Rekord: Nie zuvor in der Messgeschichte des Landes fiel diese Grenze so früh im Jahr.

Während jedoch am bereits recht warmen Osterwochenende der Föhn entscheidend mitwirkte, spielt dieser in den kommenden Tagen allenfalls eine Nebenrolle. In den warmen Luftmassen, die aus Nordafrika heranströmen, wird aber auch diesmal wieder – wie schon in den letzten Tagen – Saharastaub mitreisen. Laut aktuellen Prognosen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) könnte das meiste davon allerdings in Westeuropa niedergehen. (Thomas Bergmayr, 5.4.2024)