Pjöngjang/Seoul – Die selbsternannte Atommacht Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs eine ballistische Rakete mit vermutlich mittlerer Reichweite abgefeuert. Die Rakete sei am Dienstagmorgen (Ortszeit) in der Region um die Hauptstadt Pjöngjang abgeschossen und dann ostwärts etwa 600 Kilometer weit in Richtung offenes Meer geflogen, teilte der Generalstab in Seoul mit. Südkoreas oberste Kommandostelle warf dem weithin isolierten Nachbarland eine erneute Provokation vor.

Menschen sitzen vor TV und schauen Abschuss einer Rakete an
Ein bekanntes Bild in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul: Menschen verfolgen die Nachrichten über den Abschuss einer Rakete aus Nordkorea.
EPA/JEON HEON-KYUN

Die Rakete stürzte den Angaben zufolge zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan ins Meer. Weitere Daten zum Raketentest würden in Zusammenarbeit mit den USA und Japan ausgewertet, hieß es. Südkoreas Militär ging jedoch vom Test einer Mittelstreckenrakete aus. Deren Aktionsradius liegt unterhalb desjenigen von Interkontinentalraketen (ICBM) von mindestens 5.500 Kilometern.

Womöglich Hyperschallgefechtskopf getestet

Militärs in Südkorea schlossen nicht aus, dass Nordkorea eine Mittelstreckenrakete mit einem Hyperschallgefechtskopf getestet haben könnte, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Nordkorea hatte nach eigenen Angaben zuletzt im März erfolgreich ein Feststoffstrahltriebwerk für eine Hyperschallrakete "neuen Typs" mit mittlerer Reichweite getestet. Das Land sprach von einem Waffensystem mit strategischem Wert. Das deutete an, dass die Rakete auch mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden soll. Hyperschallraketen sind besonders schwer abzufangen, da sie mehr als die fünffache Schallgeschwindigkeit erreichen und manövrierfähig sind.

Japans Regierung verurteilte den jüngsten Raketentest durch Pjöngjang. "Das ist eine Angelegenheit, die nicht nur die Sicherheit unseres Landes, sondern auch die Sicherheit der Region und der internationalen Gemeinschaft betrifft", sagte Premierminister Fumio Kishida laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo in Tokio.

UN-Beschlüsse verbieten Raketentests

Nordkorea sind Starts oder auch nur Tests von ballistischen Raketen, die je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können, durch UN-Beschlüsse verboten. Das Land unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen.

Der Konflikt um Nordkoreas Waffenprogramme hat wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Das Land hat seit Anfang 2022 wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen und Marschflugkörper getestet. Zudem hat es die atomare Aufrüstung in seiner Verfassung verankert. Die USA und Südkorea, die Pjöngjang als seine größten Feinde betrachtet, haben ihre Militärkooperation einschließlich gemeinsamer Manöver ausgebaut.

Unterdessen gab das südkoreanische Außenministerium bekannt, dass wegen Russlands Unterstützung des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms weitere Sanktionen gegen zwei russische Organisationen und zwei russische Personen verhängt werden. Das Land will auch Sanktionen gegen zwei russische Schiffe verhängen, die am Transport von Munition zwischen Nordkorea und Russland beteiligt sind, fügt das Ministerium hinzu. (APA, 2.4.2024)