Vinicius Junior Pressekonferenz
Vinicius Junior erzählt von schwindender Lust am Fußballspielen.
AP/Oscar J. Barroso

Madrid - Brasiliens Fußball-Star Vinicius Júnior ist im Vorfeld des Länderspiels in Spanien, das im Zeichen des Kampfs gegen den Rassismus steht, in Tränen ausgebrochen. "Ich will nur Fußball spielen", sagte der 23-Jährige, der immer wieder Opfer rassistischer Beleidigungen wird, am Montag auf einer Pressekonferenz. "Ich verliere mehr und mehr die Lust am Spielen", sagte er. "Aber ich werde weiter kämpfen."

Vinicius sprach am Vortag des Freundschaftsspiels am Dienstag im Madrider Bernabéu-Stadion offen über seinen Kampf gegen Rassismus. Das Spiel wird unter dem Motto "Eine Haut, eine Identität" stehen, um auf das Thema Rassismus aufmerksam zu machen - knapp zehn Monate, nachdem der Real-Madrid-Star bei einem Ligaspiel in Valencia rassistisch beleidigt worden war.

"Ich möchte, dass wir in naher Zukunft mehr Gleichberechtigung und weniger Rassismus haben, dass schwarze Menschen ein normales Leben führen können. Dass sie nach Hause kommen und keine Probleme haben", sagte Vinicius. "Ich will mit dem Kopf beim Spiel sein, und manchmal kann ich das nicht."

Vinicius fordert lebenslange Sperren

Der Vorfall in Valencia hatte in Spanien und auch international großes Aufsehen erregt. Beim Spiel der Königlichen am 21. Mai war der Brasilianer von den Rängen aus rassistisch beleidigt worden. Nur zwei Tage nach dem Vorfall wurden drei Verdächtige festgenommen. Real Madrid erstattete Anzeige wegen eines Hassverbrechens, die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Seit gut zwei Jahren sieht sich Vinicius immer wieder Beleidigungen ausgesetzt. Sein Verein hatte erst kürzlich erneut Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen Hass und Diskriminierung erstattet. Diese bezieht sich auf Vorfälle, bei denen der Brasilianer nicht einmal gespielt hat. Vor den Champions-League-Spielen des Erzrivalen FC Barcelona gegen den SSC Neapel sowie von Atlético Madrid gegen Inter Mailand hatten Fußball-Fans diskriminierende Gesänge gegen Vinicius angestimmt. Der 23-Jährige hatte sich direkt an die Verantwortlichen von UEFA und Champions League gewandt. In der Vergangenheit hatte er bereits immer wieder lebenslange Sperren für Fans gefordert, die mit rassistischem Verhalten oder rassistischen Äußerungen auffällig geworden sind.

Keine Strafe für Inters Acerbi nach Rassismus-Vorwurf

Nach dem Vorwurf einer rassistischen Beleidigung in einem Serie-A-Spiel hat Francesco Acerbi indes keine Strafe zu erwarten. Ein Sportrichter der italienischen Liga sprach den Inter-Mailand-Verteidiger am Dienstag aus Mangel an Beweisen frei, wie die Serie A bekannt gab. Für Acerbis angeblich "schwerwiegend diskriminierende" Beleidigung gegenüber Juan Jesus gebe es keine "äußeren, direkten und indirekten Beweise und Indizien, auch nicht in Form von Zeugenaussagen", hieß es.

Sportrichter Gerardo Mastrandrea sah laut Urteil von jeglichen Strafen und Sanktionen ab. Der 36-jährige Italiener entging so einer Strafe und Sperre für mehrere Spiele in der Serie A. Nach dem Urteil wird er normal beim nächsten Spiel des Clubs des verletzten ÖFB-Stars Marko Arnautovic am kommenden Montag gegen Empoli spielen können.

Seit mehr als einer Woche sorgt der Rassismus-Vorwurf gegen Acerbi in Italien für Aufsehen. In einer Serie-A-Partie zwischen Inter Mailand und Napoli Mitte März soll Acerbi seinen Gegenspieler Juan Jesus rassistisch beleidigt haben. Der Abwehrspieler von Inter hatte den Vorwurf später zurückgewiesen. "Aus meinem Mund sind nie rassistische Äußerungen gekommen. Das ist das Einzige, was ich sagen kann", sagte Acerbi.

Jesus wies Acerbis Darstellung zurück und erneuerte den Rassismus-Vorwurf gegen den italienischen Nationalspieler. "Für mich war die Angelegenheit mit der Entschuldigung von Acerbi auf dem Platz beendet und ich hätte es bevorzugt, nicht noch einmal über eine so hässliche Sache zu reden wie die, die ich erleiden musste", schrieb der 32-jährige Brasilianer später in den sozialen Medien.

Als Reaktion war Acerbi vorerst aus der italienischen Auswahl ausgeschlossen worden. Er musste kurzerhand das Trainingslager der "Squadra Azzurra" verlassen, Gianluca Mancini wurde nachnominiert. Zwei Freundschaftsspiele trat die Mannschaft dann ohne Acerbi an. (APA, red, 26.3.2024)