Fadenwürmer unter dem Mikroskop
Fadenwürmer unter dem Mikroskop im Labor der Universität Rochester.
John Schlia Photography

Die Sexualität von Fadenwürmern ist ein faszinierendes Feld. Der Wurm hat eine kurze Lebenszeit von wenigen Wochen und kann sich mit der Fortpflanzung nicht allzu lang Zeit lassen, wenn er sein genetisches Material an die nächste Generation weitervererben will. Zur Sicherheit haben Weibchen daher auch männliche Geschlechtsorgane. Wenn der richtige Partner auf sich warten lässt, befruchten sie sich kurzerhand selbst.

Tatsächlich sind männliche Fadenwürmer sensible Wesen, wenn es um die Auswahl des richtigen Weibchens, genauer gesagt des richtigen Zwitters, geht, denn um solche handelt es sich hier ja eigentlich. Die Männchen können eine ganze Reihe von Eigenschaften der Partnerin unterscheiden. Das unterstreicht eine neue Studie, die nun im Fachjournal "Current Biology" erschien.

Worauf Männchen achten

"Wir kennen viele der Paarungssignale dieser Spezies, aber dies ist das erste Mal, dass wir sie zusammen betrachten konnten, um mehr darüber zu erfahren, was sie einem Männchen über eine potenzielle Partnerin sagen", sagt Studienautor Doug Portman von der Universität Rochester. Es stellte sich heraus, dass sowohl chemische Signale in Form von Pheromonen als auch Tastsignale dem Männchen wichtige Informationen über die potenzielle Paarungspartnerin liefern. Sie erlauben es dem Männchen, das Geschlecht, das Alter, den Ernährungszustand und die Paarungsgeschichte des Zwitters seiner Wahl zu bestimmen. "Die Beurteilung der Eigenschaften eines Partners scheint etwas zu sein, das nur das Männchen tut", sagt Portman.

Besonderes Interesse wecken Partnerinnen, die sich mittlerem Alter nähern. Im Fall von Fadenwürmern sind das einige Tage. In solchen Individuen gehen nämlich die eigenen Spermien zur Selbstbefruchtung zur Neige. Sie sind fortan auf Männchen angewiesen, und diese gesteigerte Paarungsbereitschaft riecht das Männchen als unwiderstehlichen Duft. Die Futtersuche tritt in so einem Fall in den Hintergrund, und die Männchen konzentrieren sich ganz auf die Paarung.

So elegant sieht der Fadenwurm C. elegans bei Betrachtung unter dem Mikroskop aus.
Sci- Inspi

Intelligenz aus 300 Neuronen

Das komplexe Verhalten von C. elegans verblüfft Forschende immer wieder. Das Nervensystem der Würmer ist vollständig bekannt, es besteht aus 302 Neuronen, deren Funktion im Einzelnen verstanden ist. Das mag wenig erscheinen, ist aber fast ein Drittel aller Zellen des Wurmorganismus.

Den Neuronen will sich das Team als Nächstes widmen. "Wir wollen nun besser verstehen, wie die neuronalen Schaltkreise des Männchens verschiedene Paarungshinweise integrieren und zu einer Entscheidung kommen, was zu tun ist", sagt Portman. (rkl, 13.3.2024)