Die Reifen werden rechtzeitig auf die 20 Autos montiert, eine der letzten Voraussetzungen ist dann erfüllt.
Die Reifen werden rechtzeitig auf die 20 Autos montiert, eine der letzten Voraussetzungen ist dann erfüllt.
IMAGO/Mark Sutton

Vor dem Start der längsten Saison in der Geschichte der Formel 1 lag der Fokus nicht nur wegen des beängstigend starken Tests des Weltmeisterteams auf Red Bull Racing. Schließlich war erst am Tag vor dem Trainingsbeginn auf dem Bahrain International Circuit in Shakir klar, dass Christian Horner als Teamchef Champion Max Verstappen auch zum vierten Titel en suite führen soll. Gegen den 50-jährigen Briten wurde seit Mitte Februar teamintern ermittelt, nachdem ihm von einer Mitarbeiterin des Teams unangemessenes Verhalten vorgeworfen worden war.

Horner, der ein Fehlverhalten bestreitet, trat die Reise nach Bahrain Medienberichten zufolge an, ohne über den Ausgang der Untersuchung informiert worden zu sein. Was es vor der 75. Saison der Königsklasse zu wissen gibt.

Frage: Wie schaut das Programm aus?

Antwort: Dicht. 24 Rennen will man durchziehen und damit mehr als jemals zuvor. Neun Monate nach dem Auftakt in Bahrain ist am 8. Dezember in Abu Dhabi Schluss. Drei Grand Prix finden samstags statt, dies sind die ersten beiden Läufe in Bahrain und Saudi-Arabien, weil einen Tag nach dem Großen Preis in Dschidda, am 10. März (Sonntag), der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt. In Las Vegas wird wie schon bei der Premiere im vergangenen Jahr am späten Samstagabend gefahren. Die ursprüngliche Planung fürs Jahr 2023 hatte ebenfalls 24 Rennen vorgesehen, der zuletzt 2019 ausgetragene Grand Prix von China schaffte es jedoch aufgrund der Einreisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht in den endgültigen Kalender. Zudem fiel das Rennen in Imola wegen starker Regenfälle aus. Nun kehrt die Formel 1 nach China zurück, in Schanghai wird auch eines der sechs Sprintrennen austragen. Weitere Sprintschauplätze sind Miami, Spielberg, Austin, São Paulo und Doha. Der GP von Österreich findet am 30. Juni statt.

Frage: Wird die Weltmeisterschaft 2024 spannender, als es die WM 2023 war?

Antwort: Diesbezüglich sieht es recht düster aus. Schafft es Red Bull, den Wirbel um Horner auszublenden, ist das Team kaum zu überholen. Allen voran Max Verstappen fuhr zuletzt in eigenen Dimensionen. Das vergangene Jahr hatte der Niederländer mit spielerischer Leichtigkeit dominiert und am Ende mehr als doppelt so viele Punkte wie sein zweitplatzierter Teamkollege Sergio Perez gesammelt. Fraglich ist, ob Red Bull wieder bis auf ein Rennen alle Großen Preise für sich entscheiden kann. Ferrari hinterließ bei den Tests einen starken Eindruck. Charles Leclerc und sein zum Jahresende scheidender Teamkollege Carlos Sainz brauchen aber mehr Konstanz. Mercedes wird in der letzten Saison mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton schon genug damit zu tun haben, die Lücke zu McLaren zu schließen. Der Aston Martin wird vor dessen vermutlich letzter Saison für die Briten von Fernando Alonso schlechtgeredet.

Frage: Gibt es Neuerungen im Reglement?

Antwort: Nur geringfügige: Am wichtigsten ist wohl, dass die Anzahl der zulässigen Antriebskomponenten pro Fahrer weiter reduziert wurde. Straflos dürfen demnach nur noch drei statt vier Motoren benutzt werden. Auch andere Komponenten wurden von vier auf drei limitiert. Die Boxengasse ist vor dem Rennstart künftig nur noch 40 Minuten statt 50 Minuten offen. Eine nicht unwesentliche Kleinigkeit ist auch, dass der Weltverband Fia ab sofort eine zusätzliche Öffnung im Frontbereich der Boliden gestattet, um im Fall von Hitzerennen das Cockpit und also die Fahrer besser kühlen zu können.

Frage: Was kostet eigentlich ein Grand Prix? Ist die Nachfrage größer als das Angebot?

Antwort: "Die Nachfrage ist ungebrochen", sagt Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali. "Vergangenes Jahr habe ich gesagt, dass ich über Nacht den Kalender auf 32 Rennen aufstocken könnte. Mittlerweile sind es noch mehr", teilte der Italiener mit. Ausgerechnet Deutschland steht auf der Warteliste, es ist das alte Lied: Die Streckenbetreiber vom Nürburgring oder Hockenheimring können die horrenden Antrittsgebühren nicht stemmen, andere Standorte öffnen die Geldschränke dagegen bereitwillig, mit staatlicher Hilfe auch schon einmal im höheren zweistelligen Millionenbereich. Pro Jahr. "Wir verlangen keine 100 Millionen Euro, aber wir sind auch nicht die Wohlfahrt. Ein Grand Prix muss sich auch für uns lohnen", sagt Domenicali. Madrid stößt 2026 sicher dazu, angeblich gibt es aus den USA Bestrebungen, mindestens ein weiteres Rennen ins Land zu holen. Drei sind es bereits mit Miami, Austin und Las Vegas. Diese finden wohlgemerkt nicht nacheinander statt, sondern über die Saison verteilt.

Frage: Ist der Klimaschutz ein Thema?

Antwort: Nun, ja. Die Formel 1, die das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 groß plakatiert, hat weiter Luft nach oben. So wird 2024 neunmal der Kontinent gewechselt, besonders viele Kilometer werden auf den Reiserouten Schanghai–Miami–Imola und Monaco–Montreal–Barcelona gesammelt.

Frage: Was kann Max Verstappen alles erreichen, sind neue Rekorde möglich?

Antwort: Mit dem vierten WM-Titel würde er zu Sebastian Vettel und Alain Prost aufschließen. Vor ihm lägen dann nur die beiden Rekordchampions Michael Schumacher und Lewis Hamilton (je sieben) sowie Juan-Manuel Fangio (fünf). Dieser Rekord geht sich also nicht aus. Die meisten Siege in einer Saison hat Verstappen (19), detto die meisten in Serie (zehn). Er kann sich quasi zweimal selbst überholen. (Sigi Lützow, Christian Hackl, 28.2.2024)