Feministinnen demonstrieren in Lima unter dem Motto
Feministinnen demonstrieren in Lima unter dem Motto "Sie sind Mädchen, nicht Mütter" für das Recht auf Abtreibung.
EPA

Wien - Die Grünen luden Mittwochabend zu einem Gespräch über Ungleichbehandlung der Frauen in vielen Weltregionen, unbestrafte sexuelle Gewalt und die hohe Zahl an Femiziden in vielen Ländern. "Frauen werden als Objekte behandelt, nicht als menschliche Wesen", beschrieb eine Vertreterin Afghanistans die Lage nach der Rückkehr der extremistischen Taliban an die Macht. Eine syrische Journalistin erklärte, das Wüten der Dschihadisten des "Islamischen Staates" habe den systematischen Terror gegen Frauen verschärft.

Gewalt gegen Frauen und Minderheiten herrsche in weiten Teilen der Welt, beklagte Ewa Ernst-Dziedzic, Grünen-Sprecherin für Außen- und Menschenrechtspolitik, in ihren einleitenden Worten zum Thema "Herausforderungen für Frauen in Krisen- und Kriegsgebieten". Amnesty International recherchiert laut der AI-Chefin der Österreich-Sektion auch über sexuelle Gewalt gegen Frauen im Gaza-Krieg. Nach den erschütternden Zustandsschilderungen sorgte der Verein "One Billion Rising Austria" für eine musikalische Auflockerung.

Kein Zugang zu Schulbildung

Die aus Nordost-Syrien stammende Journalistin Nour Al Ahmad berichtete, Frauen seien "systematisch der Gewalt ausgesetzt, vor allem sexueller Gewalt". Besonders gefährdet seien Frauen, die in von Männern dominierten Bereichen tätig sind. Dazu gehöre auch der Journalismus. Feministische Aktivitäten seien negativ besetzt: "Es ist eine Schande für Frauen, als Journalistinnen oder Feministinnen aufzutreten." Gesellschaftlich würden solche Frauen sozusagen "als Menschen zweiter Klasse behandelt. Es ist Zeit, dass sich das ändert." Al Ahmad verwies auch auf den gesellschaftlichen Hintergrund; herrschende Clans unterdrücken oft die Frauen in ihrer Gemeinschaft.

Die Generalsekretärin der Vertretung der Republik Afghanistan, Masiha Akrani, fasste die Lage in ihrem Land in die Worte: "Die Machtübernahme der Taliban stürzte vor allem die Frauen ins Unglück." Keine Schulen, kein Studium für Mädchen, Akademikerinnen wie Ärztinnen dürfen ihren Beruf nicht ausüben. Millionen von Kindern seien ohne Zugang zu Schulbildung, vor allem Mädchen. "Im öffentlichen Bereich sind Frauen besonders gefährdet", durch Festnahmen und Folter bedroht. Auch bei friedlichen Protesten gebe es keine Toleranz. Familienmitglieder aktiver Frauen seien ebenfalls gefährdet. Die "Gender Apartheid" ziele darauf ab, Frauen zum Besitz von Männern zu machen.

Das eigene Haus als Gefängnis

Die Geschäftsführerin der Österreich-Sektion von Amnesty International, Shoura Hashemi-Zehetner, sprach zur Lage im Iran. Die Juristin war als Kind mit ihren Eltern aus dem Iran nach Österreich gekommen und vor dem Wechsel zu AI im Außenministerium tätig gewesen. Sie befasste sich intensiv mit der iranischen Demokratiebewegung und den dortigen Frauenprotesten. Sexuelle Gewalt an Frauen werde besonders von paramilitärischen Kräften verübt, um die Frauenbewegung zu unterdrücken, sagte sie. Fazit: "Ein großer Teil der Bevölkerung will keine theokratische Diktatur." Die Frauen kämpfen weiter um den Rechtsstaat. Auf Nachfrage der APA erklärte Hashemi, Frauen würden jetzt nicht mehr wie zu Beginn der Proteste wegen Verstößen gegen die Kopftuchpflicht festgenommen.

Die peruanische Künstlerin Villena Valery schilderte die Situation der Frauen in Lateinamerika. Diskriminierung sei oft Alltag, für viele Frauen sei das eigene Haus wie ein Gefängnis. In Lateinamerika gebe es "sexistische Gesellschaften", so Villena Valery. Täter würden vielfach nicht bestraft. Die Künstlerin vermisste das Tätigwerden von Regierungen, der Verwaltung, auch der Kirche. Ihre Bilanz: In Lateinamerika wurden über 4.000 Femizide registriert. "In Mexiko sterben täglich elf Frauen", sagte sie. Die Aktivistin erinnerte daran, dass indigene Frauen in Peru, die unter dem früheren Präsidenten Alberto Fujimori zwangssterilisiert wurden, für diese Menschenrechtsverletzung nie eine Entschädigung erhielten. (APA, 15.2.2024)