Ein Dorf in der Stadt? Ja! Wer durch das Projekt Wildgarten in Wien-Meidling schlendert, könnte den Eindruck bekommen, dass das hier tatsächlich gelungen ist. Es geht auf und ab, man kommt immer wieder an kleinen Plätzen vorbei, schmale Pfade wechseln sich mit breiten Fuß- und Radwegen ab, Autos gibt es fast keine; nur für Lieferungen und Transporte darf man sich den Schlüssel für die Poller holen, die an den Einfahrten stehen, erzählt eine junge Dame dem STANDARD bei einem Rundgang an einem Samstagvormittag.

Pizzeria im Stadtentwicklungsgebiet Wildgarten in Wien-Meidling.
Eine Pizzeria gibt es, ansonsten sieht es mit Lokalen noch schlecht aus im Wildgarten.
Putschögl

Man könnte denken, in einem kleinen Dorf in den Bergen gelandet zu sein. Mancherorts wild wucherndes Grün trägt dazu bei. Doch einige Häuser sind bis zu acht Stockwerke hoch, und somit leben auf den elf Hektar, auf denen früher ein Labor und eine Schweinezuchtanlage standen, schon rund 2000 Menschen. Ein paar Hundert kommen noch dazu, denn im Norden des Gebiets wird von der BIG-Tochter ARE noch an 157 Mietwohnungen gebaut.

Ein leeres Geschäftslokal im Stadtentwicklungsgebiet Wildgarten in Wien-Meidling.
Einige vorhandene Geschäftslokale suchen noch nach Mieterinnen oder Mietern, bisweilen sind sie auch käuflich zu erwerben.
Putschögl

Ein einziges Lokal, eine Pizzeria, gibt es in dem Stadtteil bisher; einige Geschäftslokale stehen leer und wären zu mieten, ein paar werden sogar zum Kauf angeboten. Dass hier das Angebot noch größer wird, hofft nicht nur die junge Frau, die gerade auf dem Weg zum einzigen Supermarkt ist, sondern auch ein Jogger, der auch gleich die Gelegenheit nutzt, um einen weiteren Wunsch zu äußern: Stellplätze brauche es hier mehr, die drei Sammelgaragen seien zu klein dimensioniert.

Schmaler Weg zwischen Häusern.
Der Wildgarten ist autofrei, das freut viele Bewohner und Bewohnerinnen.
Putschögl

Nur eine Buslinie bindet das von Kleingärten und Südwestfriedhof umzingelte Areal an das Öffi-Netz an. Im Osten verlaufen die Gleise der Südbahn. Auf ihnen ruhen die Hoffnungen der Bewohnerinnen und Bewohner. Irgendwann wird der Stadtteil eine S-Bahn-Station bekommen, das ist fix. Realistischerweise dürfte das aber noch zehn Jahre dauern. (Martin Putschögl, 17.11.2023)