Eine Pensionistin zählt ihr Geld am Wohnzimmertisch. In Österreich verfügen Frauen um durchschnittlich 877 Euro weniger Pension als Männer. 
Frauen in Pension haben in Österreich durchschnittlich um 877 Euro weniger zur Verfügung als Männer.
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Am Equal Pension Day zeigen sich jährlich die finanziellen Folgen der Erwerbsbiografien von Frauen. Dieses Jahr fällt er auf den 4. August und liegt bei 40,5 Prozent weniger Pension für Frauen. Die Zahlen zum Equal Pension Day erhebt der Österreichische Städtebund. Der Tag soll jenen Zeitpunkt markieren, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben wie Frauen erst bis Jahresende. Die durchschnittliche Differenz bei den Bruttopensionen zwischen Männern und Frauen liegt in Österreich bei 877 Euro. Männer erhalten durchschnittlich 2.162 Euro brutto, Frauen, die schon länger in Pension sind oder die erst im Jahr 2022 den Ruhestand angetreten haben, erhalten 1.285 Euro.

Der Städtebund ermittelt seit 2015 anhand von Daten der Pensionsversicherungs-Jahresstatistik und der MA 23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik) der Stadt Wien den Equal Pension Day. Vor acht Jahren lag der Gender-Pension-Gap bei 43,23 Prozent und verkleinert sich bis heuer um rund 2,8 Prozentpunkte. Allerdings ging es in diesem Zeitraum in den Bundesländern unterschiedlich schnell: Während sich Wien seit 2015 um drei Wochen verbessern konnte, gelangen Tirol nur vier Tage. Am schlechtesten schneidet dieses Jahr Vorarlberg ab – mit Frauenpensionen von durchschnittlich 1.123 Euro.

Unveränderte Gründe

Seit Jahren unverändert sind die Gründe für die niedrigen Pensionen von Frauen: Teilzeitarbeit, schlechter bezahlte "Frauenbranchen", weniger Frauen in Führungspositionen und niedrigere Bezahlung von gleichen Tätigkeiten bei gleicher Qualifikation.

76 Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit, 37 Prozent davon geben an, wegen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen nicht Vollzeit zu arbeiten. Bei den teilzeitarbeitenden Männern geben diesen Grund nur sechs Prozent an. Das niedrige Lohnniveau in Berufen, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, hat für die Erwerbsbiografie laut einer Untersuchung des Wifo sogar einen größeren Einfluss als vorübergehende Teilzeitarbeit.

Ginge die Verringerung des Gender-Pay-Gap österreichweit mit dem Tempo weiter, wäre die Schere bei den Pensionen erst in 115 Jahren geschlossen. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) wähnt sich laut einem Statement gegenüber der APA trotzdem "auf einem guten Weg" und betont das automatische Pensionssplitting als wichtiges Instrument gegen den Gender-Pension-Gap. Dieses war bereits im Regierungsübereinkommen festgeschrieben, laut Raab würden die Grünen aber auf der Bremse stehen. Aus dem Sozialministerium (Grüne) heißt es, das automatische Pensionssplitting allein sei "keine ausreichende Maßnahme zur Bekämpfung von Altersarmut".

Aufwertung von Arbeit

Rosa Ecker von der FPÖ fordert, dass mehr "Care-Zeiten" wie Kinderbetreuung und Pflege für die Pension angerechnet und so aufgewertet werden. Die Neos halten einen Rechtsanspruch auf einen "qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag" für wesentlich. Ebenso Anreize für Väter in Karenz zu gehen und sich an der Kindererziehung zu beteiligen seien zentral.

"Will man die Pensionslücke schließen, führt kein Weg an flächendeckender Kinderbetreuung, einem Rechtsanspruch auf einen Vollzeitarbeitsplatz und gesunden Arbeitsbedingungen vorbei", sagt ÖGB-Frauenvorsitzende und -Vizepräsidentin Korinna Schumann aus Anlass des Aktionstages gegen die Pensionsschere.

Kaum Thema sind zum heurigen Equal-Pay-Day hingegen Verbesserungen bei der Lohntransparenz, die Entgeltdiskriminierung entgegenwirken könnten. Dabei beschloss erst im April das EU-Parlament die Aufnahme von Verhandlungen mit den EU-Regierungen über einen Kommissionsvorschlag für eine Richtlinie über Lohntransparenz. Die Richtlinie sieht eine Verpflichtung für Unternehmen vor, über geschlechterspezifische Lohnunterschiede zu berichten. Beträgt das Lohngefälle mehr als 2,5 Prozent, müssen die Unternehmen einen Aktionsplan für die Gleichstellung erstellen. Zudem sollen Unternehmen ab 50 Beschäftigen Berichte vorlegen.

In Österreich sind Einkommensberichte erst ab 150 Mitarbeiter:innen vorgesehen. Alle zwei Jahre sollen diese das durchschnittliche Einkommen aller Beschäftigten nach Geschlecht aufschlüsseln. Einblick in die Einkommensberichte darf in Österreich nur der Betriebsrat nehmen. Auch das soll sich laut EU-Richtlinien ändern, und auch Beschäftigte sollen Einblick haben. Erstellen österreichische Betriebe keine Berichte, gibt es hierzulande derzeit keinerlei Konsequenzen. (beaha, 4.8.2023)