Hände einer Frau, die sich die Handrücken mit einer weißen Creme einschmiert
Neurodermitis tritt besonders häufig auf der Kopfhaut, im Gesicht und an den Händen auf, kann aber grundsätzlich alle Körperstellen betreffen.
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Während viele den Sommermonaten entgegenfiebern und sich auf unbeschwerten Badespaß freuen, blicken Neurodermitis-Betroffene eher mit gemischten Gefühlen auf die Schwimmbadbesuche. Zwar zeigt sich bei vielen Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern im Sommer die Haut von ihrer besten Seite, aber dennoch stellt die warme Jahreszeit besondere Anforderungen an die Hautpflege (Tipps unten im Infokasten).

Denn die chronische Hauterkrankung, auch als atopische Dermatitis bekannt, wird von trockenen, geröteten und entzündeten Hautstellen sowie starkem Juckreiz begleitet. Je nach Ausmaß der Symptome unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und schweren Verlaufsformen. Die Ursache der Erkrankung liegt in der genetischen Veranlagung zu einer geschädigten Hautbarriere. Zudem reagiert das Immunsystem überschießend auf äußerliche Reize. Das ist auch der Grund, warum etwa 70 bis 80 Prozent der Menschen mit Neurodermitis auch unter einer Pollenallergie leiden.

Individuelle Auslöser für Ausbruch der Krankheit

Welche Faktoren das Ausbrechen der Krankheit auslösen, ist individuell verschieden, erklärt Manfred Fiebiger, Bundesfachgruppenobmann des Berufsverbandes österreichischer Dermatologen und Dermatologinnen. "Auslöser können etwa Stress, psychische Belastungen, falsche Hautreinigung oder -pflege und kratzende Kleidung sein. Auch ungünstige Klimabedingungen wie trockene Luft, etwa die Heizungsluft in der Winterzeit, können die Beschwerden verschlechtern, während sich die Haut im Sommer durch die UV-Exposition oft bessert."

Haut und Seele in Wechselwirkung

Doch statt die positiven Auswirkungen der Sonne auf das Hautbild zu nutzen, ziehen sich viele Betroffene im Sommer eher zurück. Denn in Badehose und Bikini wird naturgemäß viel Haut sichtbar. Patienten und Patientinnen haben jedoch oft Hemmungen, sich im öffentlichen Raum zu zeigen – aus Angst davor, angestarrt zu werden. Doris Wolf vom Berufsverband Österreichischer Psychologen und Psychologinnen kennt dieses Phänomen: "Die körperlichen Beschwerden bei Neurodermitis beeinträchtigen immer auch das psychische Wohlbefinden. Umgekehrt wirken sich psychische Belastungen auch auf das Hautbild aus. Denn Haut und Seele stehen in enger Wechselwirkung. Mithilfe psychologischer Unterstützung und dank moderner Therapien kann die Lebensqualität mittlerweile stark verbessert werden."

Das bestätigt auch Martin Zikeli, Facharzt für Dermatologie und Venerologie und Oberarzt an der Dermatologischen Abteilung im Landesklinikum Wiener Neustadt: "Gerade bei mäßig bis schweren Erkrankungsverläufen hat es in den vergangenen Jahren große Fortschritte in der Medizin gegeben. Etwa durch moderne Systemtherapien kann eine deutliche Reduktion der Neurodermitis-Ekzeme und des Juckreizes erzielt werden." Das macht für die Lebensqualität der Betroffenen einen großen Unterschied. Manche berichten davon, dass sie nicht mehr wussten, wie sich ein normales Leben ohne Juckreiz anfühlt: "Durch entsprechende Therapie finden sie wieder zu einem neuen Lebensgefühl." Heute gibt es mittlerweile für alle Schweregrade von Neurodermitis eine geeignete Behandlung – von der Basispflege über anti-entzündliche Salben, Lichttherapien bis hin zu modernen systemischen Therapien mit Biologika als Injektion oder in Tablettenform. (APA, poem, 4.7.2023)