Eine Viertelstunde Pause, und das alle 20 Minuten – diese Erfahrungen hat ein Wiener mit zwei Möbelpackern gemacht. Ihr Ziel: Zeit schinden, um dann mehr Stunden abrechnen zu können.

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Ein Stockwerkszuschuss, ein Aufpreis für eine Waschmaschine, für das Parken im Halteverbot, eine Verpackungszulage oder Extrakosten für die Entsorgung der Verpackung – so oder so ähnlich kreativ sind die Posten, die einige Umzugsfirmen anführen, um zusätzlich Geld zu verlangen. Meist stehen die Kundinnen und Kunden dann schon mit sämtlichen Möbeln auf dem Gehsteig und haben kaum noch die Möglichkeit, es sich anders zu überlegen.

In Wien arbeiten diverse Firmen mit solchen Methoden, wissen Expertinnen von Arbeiter- und Wirtschaftskammer. Wer bei einer schnellen Google-Suche auf Lockangebote wie "42 Euro für zwei Mann plus Lkw" stößt und einen Blick ins Impressum der Website wirft, kann schnell feststellen: Hier stecken häufig dieselben Unternehmer dahinter. "Zwei oder drei Familien gehören bis zu 30 Firmen, die alle nach dem gleichen Schema funktionieren", weiß Katarina Pokorny, Fachgruppenobfrau der Kleintransporteure in der Wirtschaftskammer Wien.

Dass Zeit geschunden wird, ist eines der häufigsten Ärgernisse, mit denen Kundinnen zu tun haben. Das berichtet auch ein Wiener, der namentlich nicht genannt werden will, von seinem Umzug vor drei Wochen: "Die zwei Männer haben alle 20 Minuten für 15 Minuten Pause gemacht." Zudem habe einer der beiden den anderen immer wieder angehalten, langsamer zu arbeiten, und am Ende sei die Rechnung als irgendwie hingekritzelter Schmierzettel ausgestellt worden.

Nicht seriös

Auch wenn diese Unternehmen sich selbst als "seriöse Umzugsfirma" bewerben: Lockangebote wie jenes um 42 Euro pro Stunde sind alles andere als das, sagt Gabriele Zgubic, Juristin bei der Wiener Arbeiterkammer. Davon sollte man sich nicht ködern lassen, da solche Preise für Unternehmen überhaupt nicht wirtschaftlich sein können. Zudem werde der Betrag pro angefangener Stunde fällig, bei zwei Stunden und einer Minute wären also bereits drei Stunden zu zahlen, meist ist außerdem eine Mindeststundenanzahl im Kleingedruckten zu finden, und von vornherein wird mehr Zeit veranschlagt, als der Umzug tatsächlich dauern würde.

In der Fachgruppe der Kleintransporteure gibt es bereits eine schwarze Liste der unseriösen Unternehmen. "Alle zwei bis drei Wochen bekommen wir eine Beschwerde rein", sagt Pokorny. Weil darunter die ganze Branche leidet, wurde vor einigen Jahren ein Gütesiegel für Kleintransporteure eingeführt, das auch einige Umzugsunternehmen tragen. Diese werden zuvor geprüft und müssen bestimmte Auflagen erfüllen.

Fixe Pauschale

Diese Unternehmen erstellen meist Kostenvoranschläge und legen im Vorhinein einen verbindlichen Pauschalpreis fest, nachdem eine Besichtigung in den eigenen vier Wänden stattgefunden hat. Zu einem solchen Vorgehen rät auch Zgubic von der Arbeiterkammer: Sämtliche Punkte sollten zudem im Vorfeld besprochen und schriftlich festgehalten werden. Neben dem Preis solle man klären, ob Schäden versichert sind, wann und wie die Rechnung ausgestellt wird, ob bar oder per Überweisung zu zahlen ist oder wofür eventuell doch noch Zusatzkosten anfallen könnten, etwa wenn mehr Kartons gebraucht werden als ursprünglich kalkuliert.

Zgubic rät auch, die Firmennummer sowie die Gewerbeberechtigung zu überprüfen und Vergleichsangebote einzuholen. Seriöse Unternehmen erstellen diese kostenlos, sagt Pokorny und rät: "In bar sollte man nur bezahlen, wenn das vorher ausdrücklich vereinbart wurde." Sie weiß, dass viele der schwarzen Schafe auch Druck anwenden, etwa drohen, die Kundinnen und Kunden mit ihren Möbeln auf der Straße stehen zu lassen, wenn sie nicht bereit sind, statt der vereinbarten 300 plötzlich 800 Euro zu bezahlen. Wer keinen Ausweg mehr weiß oder sich körperlich bedroht fühlt, dem bleibe oft nur, die Polizei zu rufen, sagt Zgubic. Und wohl der Vorsatz, sich beim nächsten Mal nicht übers Ohr hauen zu lassen. (Bernadette Redl, 20.8.2022)