Deserteure demonstrieren vor dem Hotel in Cúcuta, in dem sie bisher untergebracht waren.

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Oppositionsführer Guaidó betonte bei einer Pressekonferenz vor einer Woche, dass die veruntreuten Gelder aus privaten Spenden und nicht aus offiziellen Hilfszahlungen stammten.

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An die tausend venezolanische Soldaten und Polizeibeamte desertierten, seit der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó im Februar die Vertreter der Staatsgewalt aufgefordert hatte, sich von Machthaber Nicolás Maduro abzuwenden.

Der Großteil hat im benachbarten Kolumbien Asylantrag gestellt, wo sie im Gegensatz zu den 1,3 Millionen anderen venezolanischen Flüchtlingen in Hotels untergebracht wurden und drei Mahlzeiten am Tag erhielten.

Die Kosten für die sieben vollständig belegten Unterkünfte teilten sich bisher Kolumbien, die Uno und Guaidós Interimsregierung, die in Venezuela über keine Machtbasis verfügt und darum von Spenden aus dem Ausland abhängig ist.

Teure Hotelrechnungen

Über 90 Millionen Dollar Hilfsgelder hat er von Kanada, den USA, Großbritannien und Deutschland erhalten, mehrere hunderttausend davon wurden für die Hotelrechnungen der Deserteure ausgegeben.

Ende April forderte der Oppositionführer das Militär erneut auf, sich seiner "Operation Freiheit" anzuschließen, allerdings folgten nur wenige Soldaten diesem Aufruf. Die Deserteure in Kolumbien hatten gehofft, bald unter Guaidós Führung in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Kolumbien geht die Geduld aus

Nach vier Monaten Wartezeit teilten die kolumbianischen Behörden den Soldaten nun mit, dass die Kosten für ihre Beherbergung auf 80 Dollar im Monat beschränkt werden und sie sich wie andere venezolanische Flüchtlinge eine Arbeit suchen sollen.

Gleichzeitig rief Guaidós Vertreter in Kolumbien, der ehemalige Minister und Opec-Präsident Humberto Calderón Berti, die örtlichen Behörden dazu auf, Ermittlungen wegen Veruntreuung gegen zwei Oppositionsaktivisten einzuleiten.

Rossana Barrera und Kevin Rojas, die für die Bezahlung der Hotelrechnungen über 100.000 Dollar erhielten, wird vorgeworfen, den Großteil des Geldes abgezweigt zu haben.

Schlechte Umfragewerte

Guaidós wiederholte Ankündigungen eines bevorstehenden Machtwechsels, die dann ohne konkrete Folgen blieben, machen sich auch in den Umfragewerten bemerkbar. Hielten ihn im Februar noch 49 Prozent der Befragten für das legitime Staatsoberhaupt, waren es Anfang Juni nur noch 36 Prozent. Die Zustimmung zu Amtsinhaber Maduro stieg in diesem Zeitraum von 34 auf 41 Prozent, ermittelte das oppositionsnahe Meinungsforschungsinstitut Datin Corp. Befragt wurden 1.200 Personen, die berechnete Fehlerquote liegt bei 2,8 Prozent. (Bert Eder, 24.6.2019)